Sebst-Coaching

Unzufrieden im Job, Über- oder Unterforderung, nerviger Chef, unmögliche Kollegen und zu Hause läuft es auch nicht wie ich es gerne hätte – es gibt viele Situationen im Leben, in denen ein Problem schier unlösbar scheint. Meistens lässt man es geschehen bis es unerträglich wird. Man schläft schlecht ein oder wacht in der Nacht auf, weil einem die Gedanken bis in den Schlaf verfolgen. Betroffene suchen dann oft Hilfe bei einem Coach, was sicher der beste Weg ist. Aber mit einigen Kenntnissen und bei einigen Themen, geht es auch mal ohne: Mit Selbstcoaching. Hier einige Anregungen dazu.

 

Mit Selbstcoaching kann man sich selber in einen Zustand versetzen, in dem man imstande ist, eine Entscheidung zu treffen oder adäquat zu handeln. Wie bei den Coachings die wir anleiten, geht man beim Selbstcoaching davon aus, dass man die richtige Antwort in sich trägt, jedoch noch keinen Zugang dazu gefunden hat. Beim Selbstcoaching können sie als Handelnder beide Rollen übernehmen. Dabei gibt es einige Tipps und Tricks zu beachten.

 

Nehmen Sie sich für das Selbstcoaching gezielt Zeit. Tragen sie sich im Terminkalender eine Stunde ein, die nur für sie ist. Ziehen sie sich zurück an einen ruhigen Ort, wo sie niemand stören kann und es keine Ablenkung gibt. Schalten sie auch das Telefon aus, denn bei einem Coach hätten sie dieses auch nicht an. Dann stimmen sie sich auf den kommenden Prozess ein. Geniessen sie einige Minuten der Stille. Achten sie dabei auf ihren Atem, wie sie ein und wieder ausatmen. Je länger sie das machen, umso mehr kommen sie zur Ruhe, gewinnen Balance und einen klaren Kopf.

 

Danach nehmen sie ihr aktuelles Projekt und vereinbaren mit sich selbst ein Ziel für diese Stunde die sie sich gönnen und reserviert haben. Sprechen sie ihr persönliches Ziel für diese Stunde am besten laut aus, damit sie es selber ausgesprochen hören; „in den nächsten 45 Minuten möchte ich mir klar werden, welcher meiner x-Tätigkeiten ich als nächstes vornehme.“ Schreiben sie zusätzlich dieses Ziel auf einen Flipchart oder einen Block auf, irgendwohin, wo sie es während der gesamten Zeit sehen können. Nun nehmen sie einige Post-it, welche sie sich bereitgelegt haben und schreiben alle ihre Gedanken die ihnen in den Sinn kommen zum Thema ihres Ziels auf eines der Post-it. Lassen sie alles raus was kommt und scheuen sie sich nicht, 5, 10 oder 20 Klebezettel zu bekritzeln. Alles hat seine Berechtigung notiert zu werden. Danach kleben sie alle Haftzettel auf einem Flipchart, einer Wand oder am Boden auf, egal in welcher Reihenfolge oder wo. Schauen sie sich die Klebezettel an, fehlt noch was, kommt ihnen noch was in den Sinn oder ist alles notiert? Nun treten sie ganz bewusst zwei Schritte zurück und schauen sich das Bild aus der Distanz an. Wenn sie nun auf dieses Bild schauen, kommt ihnen spontan eine Idee, wie man vielleicht aus den verschiedenen Klebezettel Gruppen machen kann? Einige gehören vielleicht zusammen oder ergänzen sich und so entstehen vielleicht aus zwanzig Zetteln, zwei oder drei (oder auch mehr) Gruppen. Betrachten sie die Gruppen wieder mit Distanz und treten sie danach erneut zu den Zetteln und geben diesen Gruppen einen Namen, einen Titel.

 

Wenn sie sich nun die betitelten Gruppen mit Abstand betrachten, können sie vielleicht aus einer der Gruppe oder einem der Zettel einen möglichen Lösungsansatz erkennen. Oder braucht es allenfalls noch etwas, was sie unterstützt, um eine Gruppe, die sie besonders beschäftigt, Entlastung zu leisten? Vielleicht erkennen sie auf einem der Post-it etwas, was sie vorher übersehen haben oder plötzlich zum Vorschein tritt, etwas, was sie auf dem Weg zu Ihrem Ziel bestärkt. Vielleicht lässt sich ja auch bereits ein erster Schritt in Richtung Lösung/Ziel herauslesen. Nehmen sie sich Zeit, es sind ihre Gedanken die da vor ihnen an der Hängen oder liegen. Erst wenn es für sie stimmt, setzen sie sich hin, nehmen den Block oder etwas zu schreiben zur Hand und notieren sie die Lösungsansätze die ihnen in den Sinn gekommen sind auf. Vielleicht mögen sie noch ein Foto machen bevor sie die Arbeit abschliessen. Das Ende wird eingeleitet, in dem sie alle Post-it entfernen.

 

Bevor sie „ihren Raum“ wieder verlassen, nehmen sie sich nochmals ein bis zwei Minuten Zeit und bedanken sie sich bei sich selbst, dass sie sich die Zeit genommen haben um an ihren Gedanken zu arbeiten. Wiederholen sie den Prozess immer mal wieder wenn sie eine Aufgabe erkennen, lassen sie aber 4-5 Tage dazwischen Zeit.

 

Sich selbst kennenzulernen und seinen inneren Stimmen auf die Spur zu kommen, funktioniert aber nicht von heute auf morgen und auch nicht bei allen Themen (z.B. Persönlichkeitsentwicklung). Manche Menschen brauchen ein Gegenüber, um vom Äußeren in den inneren Dialog zu kommen. Wer sich so empfindet, solle sich nicht scheuen und einen Termin beim Profi zu machen. Deshalb gilt: Wer ein Problem hat, mit dem er alleine nicht weiterkommt, ist bei einem Coach oder auch bei einem Therapeuten besser aufgehoben als allein mit sich selbst.

 

Viel Erfolg.

 

Text: T. Schärer, 3.11.2019