Loslassen,

entrümpeln,

Ballast abwerfen

die Leichtigkeit

des Sein wiederentdecken.

 

Die Liebe pflegen und achten – gerade jetzt!

 

Ich weiss, niemand mag es mehr hören, was die Corona-Kriese mit uns allen macht, wo sie uns einschränkt und welche Veränderungen wir in Kauf nehmen müssen. Doch gerne möchten wir sie unterstützen für die Zeit zu Hause, wo nun für ein Paar alles anders ist als noch vor wenigen Wochen. Man verbringt mehr Zeit zusammen unter einem Dach, vielleicht sind nun noch die Kinder mehr zu Hause als sonst, man kann nicht mehr seinem geliebten Hobby nachgehen, Kollegen/innen treffen, muss vielleicht auch noch von zu Hause aus arbeiten. Dazu kommen in einigen Beziehungen finanzielle Ängste oder sogar Existenzängste. Daraus entsteht Unsicherheit – im besten Fall Diskussionen, in den meisten Fällen aber Ärger, Streit, Frust und vielleicht sogar noch mehr. Aber warum kommt es soweit?

 

Ob Sie es wahrhaben wollen oder nicht, der meiste Streit entsteht nicht wegen ihrem Partner, sondern meistens, weil ihr Partner bei Ihnen etwas aus der Vergangenheit aufwühlt und auslöst, etwas dass noch nicht verdaut, verarbeitet oder ausgesprochen ist (vielleicht für einem selber noch nicht einmal bewusst oder verstanden). In den meisten Fällen geht es vom Auslöser bis zum Streit nur wenige Minuten. Bevor wir es realisieren, werden wir von völlig unangemessenen und extrem unangenehmen Gefühlswogen überflutet. Solche Momente sind gefährlich, denn oft sagen oder tun wir in diesen emotionalen Ausnahmezuständen Dinge, die uns später sehr leidtun. Später schauen wir zurück und denken; warum genau ist dieser Streit entstanden? Und obwohl es uns eigentlich nicht recht ist, können wir nicht zum Partner und sagen sorry, ich weiss nicht warum das passiert ist. Den meistens sind beide so gekränkt oder verletzt, dass ein «aufeinander Eingehen» unmöglich erscheint. Doch wie können wir mit solchen Gefühlswogen umgehen. Und wo kommen sie her?

 

Die Emotionen und unser emotionaler Rucksack

Jeder Mensch trägt emotionale Altlasten mit sich herum. Wir nennen das gerne unseren emotionalen Rucksack. Der Rucksack ist gefüllt mit Erfahrungen, die uns emotional überforderten. Hierbei kann es sich um traumatische Ereignisse handeln, negative Situationen aus der Kindheit, sich wiederholende Ereignisse, Schicksalsschläge und vieles mehr. Es können Erlebnisse sein, die für jemand anderen kaum ein Problem dargestellt, für sie aber sehr wohl.

Wenn eine solche Erfahrung emotional überfordernd ist, brauchen wir die Unterstützung lieber Menschen, um damit umzugehen. Als kleines Kind ging dies relativ einfach. Wir haben uns bei der Mutter ausgeweint oder sie einfach umarmt. So konnten wir die für uns schlimme Situation bereinigen und lernen damit umgehen. Doch wenn uns die Hilfe verwehrt blieb oder im späteren Leben, die Hemmschwelle vielleicht zu gross war um jemandem unsere «Problem, Angst, Trauer, usw.» anzuvertrauen, dann entstehen aus diesen Situationen eingeschlossene Emotionen. Und wenn dann jemand plötzlich diesen «Knopf» erwischt, der diese eingeschlossene Emotion weckt, dann schreit diese Emotion im Innern nach Trost, Liebe, Zuneigung und Auflösung. Leider zeigen sich diese Gefühle in den Situationen sehr vehement und eben auch auf verletzende Art und Weise bei genau den Personen, die wir am meisten lieben. Was eigentlich eine klärende Auflösung der Emotion sein könnte, kann zu einem ernsthaften Beziehungsproblem führen. Denn die Emotionen zeigen sich uns meistens so stark, dass wir das Gefühl haben, wir sind die Emotion!

Es wäre sehr wichtig diese Emotionen aufzulösen, denn sie sind in den meisten Fällen später verantwortlich für Unglück, Krankheiten oder auch beides. Die bekanntesten Quellen der Emotionen sind folgende:

  • Erlebtes aus den ersten 5 Jahren ihres Lebens

  • Sexuelle Verletzungen

  • Mobbing (in der Schule oder auch später)

  • Erlebtes in der Pubertät

  • Fehlenden Informationen zu einem Erlebnis

  • Erfahrungen mit den Eltern

  • Überladung von «normalem» Sex

 

Gefühl und Emotion - der Unterschied

Emotionen sind wie oben beschrieben eingeschlossene Gefühle, Gefühle aus der Vergangenheit, die auf dem Weg zum Heute so stark schmerzten und doch nicht verarbeitet wurden. Gefühle hingegen entstehen aus einer Situation heraus, aus dem Jetzt: Jemand überrascht sie mit einem schönen Kompliment - sie freuen sich darüber oder sind gerührt. Sie sehen einen schönen Film - Tränen kommen hoch. Sie schauen eine lustige Szene und müssen lachen. Das eine Gefühl ist aus der Vergangenheit und bringt meistens eine unverständliche Wut hervor und das andere sind Gefühle aus dem JETZT.

Mit den verschlossenen Emotionen umzugehen braucht etwas Wissen und Übung. Hier ein paar wichtige Tipps. Wenn Emotionen im Spiel sind, heisst es oft:

  • Du hast schon wieder….

  • Du sagst immer….

  • Du bist immer so….

  • Du musst....

 

In jedem Fall entsteht sofort eine Trennung zwischen den Beteiligten, der eine geht in den Angriff und der Andere in die Verteidigung. Zudem ist klar: es ist «immer der andere Schuld» oder «er sollte doch einsehen, dass…»! Emotionen lieben es zu streiten und meistens ist man in diesem Zustand gar nicht fähig, einander wirklich zuzuhören. Die emotionale Person denkt in diesem Moment: Ich habe recht, der andere muss doch verstehen und sich ändern.

 

Wie geht es ohne Streit?

Gleich vorne weg: Mit Emotionen richtig umzugehen braucht Geduld, Übung und auch etwas Erfahrung. Aber irgendwann ist es das erste Mal um damit zu beginnen. Hier die wichtigsten Tipps damit vielleicht kein Streit entsteht und ein klärendes Gespräch die Emotion aus der Vergangenheit auflösen kann:

  • Wenn sie merken, dass grosse Wut aufkommt bei einem Thema: Sofort dem Partner mitteilen: "Sorry, ich werde gerade emotional".

  • Sagen sie: "Ich brauche kurz eine Pause und etwas Zeit". Teilen sie aber dem Partner  mit, dass sie wieder auf ihn zukommen, sobald sie wieder etwas ruhiger sind.

  • Gehen sie in einen anderen Raum oder noch besser, gehen sie raus. Bewegung ist eines der besten Mittel! Gehen sie laufen oder noch besser rennen. Vielleicht möchten sie schreien? Dann gehen sie in den Wald oder ins Auto und schreien sie so laut sie können.

  • Wenn sie sich besser fühlen, gehen sie zurück und sprechen das Thema an. Wenn sie spüren, dass es noch nicht geht; das Gleiche nochmals.

  • Übernehmen sie also Verantwortung für sich und ihre Emotionen. Lernen Sie mit den Emotionen umgehen und erleichtern sie sich damit von Gespräch zu Gespräch. Denn es ist für alle enorm wichtig die Emotionen loszuwerden, denn wie bereits geschrieben, sind sie meistens verantwortlich für Unglück und Krankheit oder beides.

 

Wenn Sie Hilfe benötigen um gegenseitig zu lernen, wie in solchen Situationen miteinander zu kommunizieren oder wenn sie denken, es sei schon genug Glas zerbrochen, dann kommen sie auf uns zu. In den meisten Fällen gibt es einen Weg mit der Situation umzugehen. Wir würden uns sehr freuen, wenn ihnen der Beitrag dabei hilft, in Zukunft mit den auftauchenden Emotionen so umzugehen, dass kein Streit sondern mehr Liebe in der Partnerschaft entsteht. Denn mit jeder gemeinsamen verarbeiteten Emotion wächst auch ihre gemeinsame Liebe wieder ein Stück.

 

Thomas Schärer, 06.04.2020